Whiskey

Ein altes schottisches Sprichwort formuliert eine wunderbare Liebeserklärung an den Whiskey. Ein Glas sei fabelhaft, heißt es dort, zwei seien zu viel, aber drei seien zu wenig. Auch Humphrey Bogart wusste, wie er seinen Lieblingsdrink ehren konnte. Man müsse dem Leben stets um einen Whiskey voraus sein, befand der amerikanische Schauspieler, der sein Leben angeblich mit den Worten beendete, er hätte nie von Scotch auf Martini umsteigen dürfen. Doch als Laie, der zum ersten Mal mit Whiskey in Berührung kommt, fällt es oft schwer, diese Begeisterung zu teilen, denn viel zu oft trinkt man zuerst ein billiges Glas des edlen Getränks, das vor allem „brennt“.

Für einen guten Whiskey sollte man jedoch nicht geizen, sondern tiefer in die Tasche greifen. Die Belohnung ist ein einzigartiges Geschmackserlebnis. Doch dafür müssen all die Faktoren zusammenspielen, die für einen guten Whiskey entscheidend sind.

Der Beginn eines guten Whiskeys: Die Rohstoffe

Die Bezeichnung Whiskey (bzw. Whisky) kommt entweder aus dem Schottisch-Gälischen oder aus dem Irischen. Dort soll sich der Name auf die Vokabel „uisce beatha“ zurückführen lassen, die übersetzt „Wasser des Lebens“ bedeutet. Die Briten fanden schon vor 1500 Jahren heraus, dass sich aus Getreide eine Spirituose herstellen lässt, die insbesondere an kalten Winterabenden Körper und Seele gleichermaßen aufwärmen kann. Bereits im 15. Jahrhundert und damit 100 Jahre vor dem bayrischen Reinheitsgebot für Bier wurde erstmals der Prozess zur Whiskey-Herstellung urkundlich erwähnt, der bis heute Gültigkeit hat und dafür verantwortlich zeichnet, dass sich der Geschmack des Getränks sogar zwischen jedem Fass unterscheiden kann.

Ein Single malt whisky
Bild © roostler – Fotolia.com

Das verwendete Getreide bestimmt über die Whiskey-Art

Von zentraler Bedeutung sind die verwendeten Rohstoffe: Dazu gehört das Wasser sowie die verwendete gemälzte Gerste, die mit Hefe gemeinsam dem Destillationsprozess unterzogen wird, um den Whiskey zu gewinnen. Das weitere Getreide bestimmt über die Whiskey-Art: Ein Malt („Malz“) wird ausschließlich aus gemälzter Gerste gewonnen, ein Grain („Korn“) besteht aus Gerste, Hefe, Hafer und Roggen, ein Blended ist ein Mix unterschiedlicher Destillate, ein Rye vertraut auf Roggen, ein Bourbon auf Mais (wenigstens 51 Prozent) und ein Corn ganz überwiegend auf Mais (wenigstens 80 Prozent). Qualität und Geschmack des verwendeten Getreides sind folglich entscheidend für die späteren Whiskey-Aromen.

Der Reife-Prozess

Denn diese kombinieren sich mit den Aromen, die durch den Reife-Prozess erzeugt werden. Laut EU-Gesetzgebung muss eine destillierte Getreide-Spirituose wenigstens drei Jahre in einem Holzfass reifen und einen Alkoholgehalt von zumindest 40 Prozent aufweisen, um sich als Whiskey bezeichnen zu dürfen. Tatsächlich reifen die Getränke meist jedoch viel länger. Ein Malt erreicht seinen geschmacklichen Höhepunkt beispielsweise nicht vor zehn Jahre Reife-Prozess: Dabei nimmt er die Aromen des Fasses an, weshalb für einen guten Whiskey nur beste Hölzer benutzt werden. In Nordamerika kommt beispielsweise die dort heimische Weißeiche zum Einsatz. Hierzulande vertraut man auf die europäische Eiche. Während der Reife werden dem Destillat verschiedene Zucker (z.B. Hemicellulose) sowie unterschiedliche Naturextrakte (z.B. Lignin) beigemischt, um den Geschmack zu verfeinern. Sie löschen den Brand, den es bei billigeren Produkten gibt.

Whiskeyglas David im Dunkeln
Foto © Whiskey-Test.de
Finishing

Wer für seine Kaufentscheidung einen Whiskey-Test studiert, wird jedoch noch auf einen weiteren Ausdruck stoßen, der für einen guten Whiskey bezeichnend ist: Das Finishing. Nach der Reife wird der Whiskey in ein anderes Fass umgelagert, das vorher ein anderes alkoholhaltiges Getränk beinhaltete und reift dort weiter. Ein ehemaliges Sherry-Fass sorgt beispielsweise dafür, dass der Geschmack süßlicher wird. Viele Whiskey-Hersteller sind daran gegangen, nach dem Finishing noch einen dritten Reife-Schritt einzubauen, indem sie bis zu 50 Fässer vermischen, um einen geschmacklichen Ausgleich zu schaffen, doch bis heute ist der Sinn dieser Maßnahme unter Kennern umstritten, da viele durch diese einen „Charakterverlust“ des Whiskeys befürchten.

Unterschiede bei Whiskys

Eigentlich sind die Whiskey aufgrund des so variantenreichen Herstellungsprozesses nur schwer miteinander vergleichbar. Wer zum ersten Mal Tastingnotes liest, sieht, dass die Experten dem Whisky durch besondere Beschreibungen Rechnung getragen haben. Bei einem Whisky-Vergleich werden meistens keine Noten aufgelistet. Sondern es wird erwähnt, was gut oder schlecht ist. Gerade beim Tasting wird auf die Aromen, die Geschmacksausbreitung sowie den Geruch und das Aussehen eingegangen. Bei einem Test sollte man deshalb auch immer die Beschreibung lesen, denn nicht jeder Whisky-Trinker ist beispielsweise Fan von Torf-Aromen. Nur so kann man sicher sein, bei seinem Wasser des Lebens zu landen, von dem man niemals wieder umsteigen sollte, wie Bogart es angeblich ausgedrückt hat.